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Aktuelle Meldungen kommentiert aus dem Standpunkt einer linksgerichteten Männerbewegung.

Das Ziel des Blogs ist insbesondere, die Punkte aus dem Manifest auf ihre Praxistauglichkeit zu überprüfen, sie zu diskutieren und gegebenenfalls zu ergänzen oder umzuformulieren.

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Sonntag, 3. August 2014

Antwort auf die Kritik in "Widersprüche und Konflikte des Maskulismus"

http://library.fes.de/pdf-files/dialog/10861.pdf

Text Seite 81-83

Zunächst zum Titel der Studie: Die Widersprüche im Maskulismus sind grundsätzlicher Natur. Etwa ebenso wie im Feminismus z.B. zwischen Gleichheitsfeminismus und Differenzfeminismus. Eine gewisse Strömung nicht als Maskulismus zu bezeichnen, obwohl er sich selbst so definiert, steht weder dem rechten noch dem linken Maskulismus zu. Eine andere Selbstdefinition gab es nur im nicht mehr organisierten Antifeminismus.
Ein "salonfähiger" Maskulismus ist mir nicht bekannt - jedenfalls nicht als Betitelung. Es kommt immer darauf an, wer meint, dass ihm der "Salon" gehört. Ziele des linken Maskulismus wäre dann die Eroberung jenes "Salons", nicht der widerwillig gewährte Einlass.

„die Unterschiede zwischen den Geschlechtern wesentlich geringer [sind] als die Unterschiede innerhalb der Geschlechter. Jeder Mensch ist daher als Individuum zu sehen."

Es ist richtig, dass dieses Zitat von mir eine Abgrenzung zum damals noch relevanten gelben Forum  war. Ebenso war es aber auch eine Abgrenzung zur profeministischen Männerbewegung, die Männer ebenso einseitig definierte, wie der rechte Maskulismus und versuchte, andere Männlichkeiten zu negieren oder als fehlgesteuert und altmodisch zu betrachten.

Der unterstellte Antifeminismus wird bei mir ebenso wenig zu finden sein, wie ein Profeminismus, da ich bereits in meinem Manifest (P. 13) schrieb, dass für mich der Masukulismus an erster Stelle steht und eine parteiliche Thesenbildung zugunsten von Männern ohne Rücksicht auf feministische Thesen. Ein Beispiel:
Der "boys-day" war für mich von Anfang an unterstützenswert, da ich selbst Sozialarbeiter bin und weiß, wie sehr in diesem Bereich Männer fehlen. Durch mehr Männer versprach (und verspreche) ich mir eine Verbesserung der Qualität in der Arbeit mit beiderlei Geschlechtern. Der Mangel an gerechter Bezahlung würde sich schnell erledigen, da Männer oft als Alleinversorger der Familie entsprechend Druck auf eine bessere Bezahlung ausüben würden. Dadurch würde sich auch die Konkurrenz untereinander erhöhen und somit wieder die Qualität verbessern. Mein Einsatz für den boys-day war also durchweg meiner Begeisterung für diesen Arbeitsbereich geschuldet.
Mit einigem Entsetzen musste ich dabei feststellen, dass es Profeministisch-männerbewegten um etwas ganz etwas anderes geht. So ging es dem damaligen Leiter, Miguel Diaz, überhaupt nicht um das Wohl der Jungen, sondern für ihn ging es darum, dass endlich in der Karriereleiter der Weg frei würde für Mädchen, weil die Jungen nun die niederen, versorgenden Arbeiten ausführen. Es handelte sich also nicht um Jungenarbeit, sondern um Mädchenarbeit an Jungen.

Ist mein Einsatz also antifeministisch, weil ein Einsatz für Jungen, der Jungen dient, immer antifeministisch sein muss? In diesem Sinne wäre ich Antifeminist! Wäre dies aber nicht ein Beispiel für jungenzentrierte Jungenarbeit, die beiden Geschlechtern dienen kann? Es wird ja wohl keinen Geschäftsführer für Siemens weniger geben, weil der betreffende Mann jetzt im Kindergarten arbeitet. Hier geht es um ein weiteres Angebot für Jungen im Niedriglohnsektor. Deswegen ist Diaz' Ansatz auch lächerlich.

Manifolds zitierte Antwort ist ebenso am Thema vorbei, da es dem linken Maskulismus überhaupt nicht darum geht vom Feminismus endlich erhört zu werden. Etwas, was gerade rechte Maskulisten nie verstehen werden, da dies ihr oft einziger Antrieb ist.

Im nächsten Punkt entgleist die Studie aber völlig: Ein Beispiel überlegener Männlichkeit sei mein Jungenprogramm "Mannsbilder"
"Schon für sein Buch „Männerbeben. Das starke Geschlecht kehrt zurück“ im Jahre 2007 interviewte Hoffmann Wenger, welcher von dem von ihm veranstalteten Kurs „Mannsbilder“ mit dem Fokus männliche Archetypen“ (z.B. Krieger, Narr, König) berichtete. Dem ist eine deutliche Naturalisierung von Männlichkeit inhärent, welche in einem Buch mit besagtem Titel zurecht den Verdacht erweckt, dass hinter moderateren Tönen aggressive Gedanken männlicher Herrschaft verborgen sind"

Zunächst, der Titel des Buches stammt nicht von mir. Es ist aber richtig, dass mein Kurs "Mannsbilder" zum Ziel hat, Jungen zu stärken!!! Dies zu bemängeln - eine Jungenarbeit die Jungen stärkt - läßt Schlimmes beim Autor vermuten, nicht aber bei mir.

Herr Claus (Autor der Studie) ist meines Wissens Soziologe. Nun habe ich im Rahmen des Sozialpädagogikstudiums auch Grundlagen der Soziologie kennen gelernt, aber nicht soviel, mich in sein Sachgebiet einmischen zu können. Er scheint umgekehrt keine Skrupel zu haben. Mit eben diesem Ergebnis: Herr Claus verwechselt zunächst Vorbildfiguren mit Archetypen. Von einer weiteren Vertiefung des Begriffs "Archetyp" im Sinne C.G.Jungs ganz zu schweigen. Ein Archetyp ist KEIN Vorbild. Er ist eine neutrale Figur, die mal positiv, mal negativ geprägt ist, aber eigentlich IMMER zwei Seiten hat. Mein positives Bild vom Archetyp "Wissenschaftler" hat Herr Claus hier für mich nachhaltig beschädigt - er ist aber nicht der Erste, besonders bei derlei gegen den Maskulisten gerichtete Studien.
Eine Frage taucht auf: Darf man stolz darauf sein, Deutscher zu sein?
Wir Deutsche tun uns schwer damit, andere Länder finden unser Verhalten da eher lächerlich. Wir haben unsere Gründe in der Geschichte. Wir sind also hier allemal NICHT neutral, sondern handeln aus unserer Geschichte heraus natürlich übertrieben. Hier geht es aber um Nationalität. Dies betrifft Erwachsene. Darüber wird diskutiert. Dies unterliegt gerade auch der Veränderung (der Krieg ist lange zurück)
Darf ich einem Jungen (minderjährigen!) sagen, dass er stolz auf sein Geschlecht sein kann? Wenn ja, dann darf ich ihn auch lehren, dass stolz zu sein keine Überheblichkeit bedeutet. Wenn nein, dann kann ich ihm kein Handwerkszeug mitgeben - stolz ist nicht gleich Überheblichkeit. Dies endet wie der nicht vorhandene Nationalismus in der DDR spätestens beim "Mauerfall" (man kann ein Geschlecht nicht dauerhaft erniedrigen und beschämen!) mit der Folge, dass unreflektierte Männlichkeit wieder die Gesellschaft bestimmt.

Mit weiblichen Archetypen habe ich mich nie näher beschäftigt. Ein männlicher Archetyp "König" läßt die Frage auftauchen: bin ich ein guter König, oder ein schlechter? Was macht den Unterschied aus? Wo bin ich als Junge schon "König"? Wie lasse ich anderen das spüren? Wie können andere davon profitieren? Alles Fragen, die Claus nicht stellt und auch nicht bei mir hinterfragt hat. Der Mann als König? Herr Claus hatte hier sein eigenes Bild, welches er auch nie hinterfragt hat. Er ist somit ein Beispiel für unreflektierte Männlichkeit. Männlichkeitsbilder können für ihn nur schlecht sein.

Die verweigerte "Salonfähigkeit" seitens Herrn Claus nehme ich persönlich mit Freude zur Kenntnis. Sie war nicht angestrebt und wäre in der derzeitigen Phase mehr als hinderlich.

Die im letzten Absatz verweigerte "Überbewertung" des linken Maskulismus innerhalb der Strömungen des Maskulismus ist sicherlich berechtigt. Der linke Maskulismus muss sich erst formieren und definieren. Damit ist der linke Maskulismus IMO doch die einzige Strömung innerhalb des Maskulismus, der dies ernsthaft versucht und auch über die ersten Ansätze von "Infrastruktur" verfügt, dies zu tun. Es wird aber sicherlich noch Jahre dauern und darf auch nicht überhastet werden, ansonsten gäbe es für den Maskulismus dieselbe Gefahr wie für den Feminismus in Deutschland, dass er nur von einem Gesicht repräsentiert wird was sich erstickend auf andere Formulierungen auswirken würde.

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